Warum Das Schloss im Himmel einer der besten Ghibli-Filme ist

19.04.2016 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Das Schloss im Himmel (1986)Universum Film (UFA)
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Hayao Miyazaki hat es bisher mit seinen Filmen schon zweimal in diese Kategorie geschafft, und mit Das Schloss im Himmel schenke ich als Dritter Mein Herz für Klassiker einem Film aus Studio Ghiblis Repertoire.

Animationslegende Hayao Miyazaki hat in seiner Karriere bereits mehrmals mit dem Ruhestand gedroht, doch jüngste Entwicklungen bei Studio Ghibli legen nahe, dass es sich diesmal nicht nur um eine kreative Pause handelt, jedenfalls was animierte Spielfilme angeht. Grund genug, wieder mal auf sein Vermächtnis zurückzublicken: Mein Herz für Klassiker geht diesmal an Miyazakis ersten Film nach der Gründung von Studio Ghibli, Das Schloss im Himmel.

Auf dem Weg zu seiner Arbeit in der Mine seiner Heimatstadt findet der Junge Pazu ein Mädchen, das völlig überraschend vom Himmel fällt. Oder eher schwebt, denn der Stein, den Sheeta um ihren Hals trägt, hat ihr das Schicksal erspart, das einen normalerweise erwartet, wenn man sich aus mehreren Kilometern Höhe in Richtung Boden bewegt. Dieser Stein erweist sich natürlich als nützlich, nicht zuletzt weil die beiden durch Pazu mehrmals fast von einer Klippe stürzen.

Pazu und Sheeta

Wie sich herausstellt, hat Sheeta Verbindungen zu Laputa, einer fliegenden Insel im Himmel, die einst als Heimat für ein altes Volk diente. Pazu selbst sucht schon lange für seinen Vater nach Laputa, der bis zu seinem Tod für seine Bemühungen verspottet wurde. Muska, ein hohes Tier beim Militär, jagt Sheeta mit Unterstützung der Armee, denn er braucht sie, um die Insel zu finden und sie sich unter den Nagel zu reißen.

Auf den Spuren vergessener Völker

Das Schloss im Himmel teilt die Struktur eines klassischen Abenteuer-Films. Sheeta befindet sich zu Beginn bereits in Gefangenschaft, kann sich aber (mehr oder weniger versehentlich) befreien, als der Zeppelin, auf dem sie sich befindet, von Luftpiraten angegriffen wird. Daraufhin wird uns in holzschnittartigen Anfangscredits ein kurzer Einblick in die Hintergrundgeschichte präsentiert: Szenen aus einer längst vergangenen Zivilisation und ihre beeindruckenden Maschinen, die sie aber nicht vor dem Untergang retten konnten. Nach ihrer Flucht und dem Zusammentreffen mit Pazu schlagen sich die beiden durch unterschiedlichste Set-Pieces, wie eine Verfolgungsjagd auf einer Eisenbahn oder dem Kampf gegen einen ewig dauernden Sturm mit nichts weiter als einem wackeligen Gleiter. Zwischen der Action bietet Miyazaki auch genug Szenen, um etwas zur Besinnung zu kommen und einfach die Szenerie zu genießen.

Thematisch treten viele bekannte Motive aus früheren und zukünftigen Ghibli-Filmen auf, doch am prominentesten sind wieder die zwei scheinbaren Gegensätze, die sich durch die meisten seiner Werke ziehen: großer Respekt für die Natur und eine riesige Begeisterung für Technik, insbesondere Flugmaschinen aller Art. Der Film kombiniert diese beiden Leidenschaften in vielen seiner beeindruckendsten Bilder, zum Beispiel eine magische Höhle oder die Ruinen auf der Insel, die die örtliche Fauna in vielen Jahren zurückerobert hat. Dazu kommt eine wundervolle Charakterdynamik zwischen Pazu und Sheeta, die auf Kooperation beruht und in der jeder sein Bestes gibt, aber auch nicht davor zurückschreckt, mal Schwäche zu zeigen.

Der Gigant aus dem Himmel

Charaktere waren schon immer eine Stärke von Miyazaki, das gilt auch für die Nebenfiguren in Das Schloss im Himmel. Muska ist ein interessanter Bösewicht, denn er wird nicht von reiner Gier motiviert, sondern von einem fehlgeleiteten Bemühen, zurück zu seinen Wurzeln zu finden. Dola und ihre Piratenbande geben sich als herzlos, können diese Fassade aber nicht lange aufrechterhalten und schließen Pazu und Sheeta in ihr Herz. Aber mein wohl liebster Charakter im Film sind die Roboter, die von der Insel kommen. Als wir den ersten von ihnen zu Gesicht bekommen, ist er schon lange nicht mehr funktionsfähig. Doch als er erwacht, beginnt er zielstrebig alles in seinem Weg niederzureißen, ohne Rücksicht auf das Wohlbefinden von anderen oder sich selbst. Bis er Sheeta findet, deren Schutz sein eigentlicher Zweck ist. Auf Laputa dagegen hält der letzte noch funktionierende Roboter Wache und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Pflanzen und Tiere zu schützen. Selbst schon von Moos überwachsen, bewegt er sich nur noch schwerfällig, als ließe sein eigenes Ende nicht mehr lange auf sich warten. Das Design und Verhalten dieser Roboter wurde stark vom französischen Film Der König und der Vogel inspiriert, der viel zu der Ästhetik beitrug.

Insgesamt sieht man der Animation in Das Schloss im Himmelzwar schon ein wenig ihr Alter an, aber das hielt Miyazaki und sein Team keineswegs davon ab, alles aus ihren damals verfügbaren Mitteln herauszuholen. Jeder ihrer Filme bietet Details in der Animation, die ihnen noch mehr Persönlichkeit verleihen und die man so nur selten wiederfindet. Das reicht von kleinen Szenen wie der Taubenfütterung zu nervenaufreibenden Momenten wie Sheetas Befreiung, bei der sie aus der Luft gefangen wird. Dazu kommen einige der besten Arbeiten von Komponist Joe Hisaishi, insbesondere das Hauptthema und seine diversen Abwandlungen.

Das Schloss im Himmel ist für mich ein zeitloser Klassiker, den ich mir regelmäßig und zusammen mit anderen Ghibli-Favoriten immer wieder gern zu Gemüte führe, und der mich jedes Mal in seinen Bann zieht. Als einer von Ghiblis beliebtesten Filmen hat er in den Jahren, die ich ihn schon kenne, nichts von seiner Faszination verloren und begeistert immer noch durch seine Geschichte, sein Design und die Reise durch die Ruinen einer faszinierenden Zivilisation.

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