Vincent will me(e)hr vom Leben

22.04.2010 - 10:22 Uhr
Vincent will Meer
Constantin Film
Vincent will Meer
Vincent will raus aus der Klapse. Seine Mutter wollte so gern noch einmal ans italienische Meer. Das funktioniert jetzt nur noch in Form ihrer Asche, die Vincent in seiner Tasche mit sich rumträgt.

Klingt das nach makabrem Slapstick, oder nach einer psychologischen Studie? Wenn unter Ralf Huettner s Regie ein Streifen auf die große Leinwand kommt, dann erfreut das Publikum und Kritik gleichermaßen. In seinen Filmen steht oft der symphatische Antiheld mit seinen Schwächen im Mittelpunkt, und Huettners Filme sind stilistisch sehr vielseitig. Märchen und Satire (Der Papagei), Komödien (Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem, Tom Gerhardt – Voll Normaaal!) und sogar ein Psychothriller (Der kalte Finger) zählen dazu. Scheinbar steckt im Roadmovie Vincent will meer von allem ein bisschen.

Vincent tickt nicht richtig
Im wahrsten Sinne des Wortes: Denn Vincent leidet am Tourette-Syndrom. Wenn man das hat, stößt man Laute (Tics) aus, die man nicht kontrollieren kann. Oder die Mimik macht unkontrolliert, was sie will. Mit unbeherrschbaren Äußerungen obszöner Laute hat das allerdings nichts zu tun. Das ist eher Drehbuch. Und macht uns Vincent wieder zum liebenswerten Antihelden, der schiefe Blicke erntet. Da wäre also auch schon die Moral von der Geschicht: Verständis zu finden für Menschen mit seelischen Störungen.

Nach dem Tod seiner Mutter schiebt Vincents Vater ihn in die Klapse ab, damit er endlich lernt, mit seinen Ticks zurechtzukommen. Denn zur Beerdigung ist er völlig “ausgetickt”. Doch Vincent will schnell wieder raus aus der Klinik, in der er dessen ungeachtet zwei Weggefährten gefunden hat: Marie (Karoline Herfurth), magersüchtig, ist begeistert von seinem Vorhaben, und heckt schon mal die Fluchtpläne aus. Vincents zwangsneurotischer Zimmerkollege Alexander (Johannes Allmayer, der den ganzen Tag Bach hört und Zinnsoldaten anmalt, will erst alles der Heimleiterin petzten. Er wird aber überredet, oder gezwungen, wie man es nimmt. Ab geht’s mit dem aufgeknackten Auto von Leiterin Frau Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau).

Vincents Vater (Heino Ferch (Der Baader Meinhof Komplex, Der Untergang) hat jetzt allerdings die Lokalpresse mit dieser kuriosen Geschichte am Hals. Er ist Lokalpolitiker, und mitten im Wahlkampf. Es bleibt nichts anderes übrig, als zusammen mit Frau Dr. Rose die Verfolgung aufzunehmen. Unterdessen versuchen die drei Verrückten im geklauten Auto miteinander klarzukommen, obwohl sie sich von vornherein auf die Nerven gehen.

Roadmovie bedeutet “Dreharbeiten on the Road”
Bei vielen Außenszenen, die dazu noch chronologisch aufeinander folgen, schwebt immer die Keule des konstanten Wetters über den Köpfen. Glücklicherweise konnten von Ende Juli bis September 2009 die Dreharbeiten zwischen Deutschland, Österreich und Italien problemlos stattfinden und das Wetter spielte mit. Außer am Schluss, in Triest, am Meer. Dort spielte das eher graue Wetter an der Bucht dem Drehbuch aber nicht entgegen, das aufgewühlte Meer passte zur inneren Stimmung der Protagonisten.

Ralf Hüttner, der seine Drehbücher fast immer selbst schreibt, hat diese Aufgabe für Vincent will meer an den Hauptdarsteller Florian David Fitz delegiert. Man merkt dessen Spiel an, er präsentiert seine Roelle mit Hingabe und Einfühlungsvermögen, was wohl daran liegt, daß er sich beim Schreiben der Geschichte intensiv mit dem Tourette-Syndrom auseinandersetzen konnte.

Produziert wurde der Film von Olga Film (Kirschblüten – Hanami), eine Tochter der Constantin-Film. Ab dem 22. April wird Vincent will meer im Kino zu sehen sein. Hier geht’s zum aktuellen Kinoprogramm.

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