True Detective - Carcosa und das Grauen, das Grauen

23.07.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Woody Harrelson und Matthew McConaugheyWarner Home Video
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Nur wenigen Serien-Fans dürfte True Detective entgangen sein, als die Serie die TV-Landschaft durchrüttelte, wie selten etwas zuvor. Die perfekte Mischung aus Crime, Horror, Mystery, grandiosem Soundtrack und philosophischen Ansätzen schafft nur der wahre Ermittler.

Anfang 2014 kam mit True Detective ein Serienformat heraus, das es so noch nicht gab. Der Autor Nic Pizzolatto schafft mit der Crime-Geschichte um das ermordete Mädchen Dora Lange eine unglaublich dichte Atmosphäre und ein Konstrukt aus Bild, Figuren und Soundtrack, das in sich so stimmig ist wie in keiner anderen TV-Serie. Die acht Folgen der ersten Staffel laden dazu ein, die Serie auf einen Sitz durchzuschauen, was ich dann bei der zweiten Sichtung auch tat. Ich kann nicht anders, als von diesem Kunstwerk mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson in den Hauptrollen zu schwärmen und im folgenden Text könnt ihr lesen, warum (die erste Staffel) True Detective so unglaublich toll ist.

Die Spirale ins Nichts

Wenn wir den Richtlinien, die uns True Detective und vor allem der Hauptakteur Rust Cole ans Herz legen, folgen würden, so wären wir schnell am Ende seiner Tage angelangt. Cole spricht in seinem Kreuzverhör Themen an, die die meisten lieber totschweigen würde. So weicht er gerne vom Thema ab und weist auf die Sinnlosigkeit des Daseins hin. Als einzige Möglichkeit, dass kein Mensch mehr leiden muss, sieht er den Boykott aller Menschen sich fortzupflanzen. Matthew McConaughey übernimmt die Rolle des infamen Erzählers und ist trotz der unsäglichen Sinnlosigkeit, die sein Charakter in Spiel bringt, die treibende charakterliche Kraft in True Detective. Die Lebensunlust von Rust fasziniert einerseits, deprimiert aber auch, wenn wir uns gezwungenermaßen in den Charakter einfühlen. Die Tatsache, dass mich die Serie in manchen Sichtweisen wirklich in eine andere Richtung gelenkt hat, hob True Detective in meinen persönlichen Serienhimmel, der aber nicht immer gute Laune ausstrahlt.

Düstere Zeichen


Der Abgrund der Menschheit

Wenn großartig dafür das richtige Wort ist, dann ist die Darstellung der sich am Boden befindenden Charaktere großartig. Von Marty, Woody Harrelsons Rolle, der mit den Resten seiner noch gebliebenen Ehe zu kämpfen hat, bis Referend Joel Theriot, der seine eigene Fassade zerbröckeln sieht - dabei hat er sie hauptsächlich aufgebaut, um sich selbst mit seinen Gedanken nicht zu nahe zu kommen. Vor allem auch die Entwicklung der Figuren, die in nur acht Folgen so sorgsam und leibhaftig dokumentiert wird, ist bahnbrechend und verleiht True Detective eine unheimliche Note. Am deutlichsten ist dieser Vorgang an McConaugheys Rust Cole zu sehen, der neben dem psychischen auch einen körperlichen Rückgang verzeichnen muss. Der Tuttle-Clan und Reggie Ledoux sind das abgrundtief Böse, welches vom Tier Gesellschaft zum Sterben zurückgelassen wurde. Doch was passiert, wenn solche Kreaturen nicht sterben wollen?

In fragwürdiger Zweisamkeit


Handwerklich virtuos

Die Optik von True Detective ist ein Mosaik, bestehend aus Aufnahmen, die das Konstrukt nicht nur zusammenhalten, sondern es sogar noch höher in die Luft ragen lassen. Die Kameraführung von Adam Arkapaw findet in Folge vier ihrem Höhepunkt, denn hier wurde ich förmlich in die Welt hineingesogen: Rust Cole versucht, an einem höchstbrisanten Ort eine Geisel zu nehmen und wird von Mitgliedern einer brutalen Motorrad-Gang unterstützt. Was anfänglich noch unter Kontrolle zu sein scheint, eskaliert plötzlich, als ein Schuss fällt. Es herrscht Aufruhr im ganzen Bezirk, Hubschrauber schweben am Himmel - und die Kamera filmt ohne Schnitt hinter Cole her, verlässt ihn zwischenzeitlich kurz, um das Chaos am Himmel und auf dem Boden einzufangen. Doch immer wieder kehrt das Auge des Zuschauers zu McConaughey zurück, der panisch, überlegt und zielstrebig zugleich agiert. Unfassbar intensiv, grandios inszeniert - bei jedem Ansehen stockt mir sechs Mintuen lang der Atem.


The Handsome Family nimmt mich bei der Hand

Als wäre True Detective noch nicht außergewöhnlich genug, ist der Soundtrack eine weitere Komponente. Herrlich melancholische Lieder mit Folk-Untermalung treffen auf elektronische Sounds, wenn in Zeitlupe auf einen blonden 2-Meter-Hühnen mit gesellschaftlich fraglichen Tattoos gefilmt wird. Den Anfang des Soundtracks macht in jeder Folge The Handsome Family mit dem Intro-Song Far From Any Road . Einfühlsam und bedrohlich zugleich nistet sich dieses Lied in dem Gehör des Zuschauers ein und so wird der Klang der Musik auf die Sumpflandschaft von Louisiana konditioniert. Meine persönlichen Highligts sind der Train Song  von Vashti Bunyan und The Angry River  am Ende der letzten Episode.

Scars, Yellow King, Carcosa

Der Kreis einer eigentlich perfekten Serie schließt sich für mich mit den mystischen Horrorelementen, angelehnt an Kurzgeschichten von Robert W. Chambers. Das Szenario, das in den Köpfen der Figuren in True Detective stattfand, findet in Carcosa einen realen Ort, an dem wieder ein Gleichgewicht hergestellt werden kann. Die Narben durchziehen die ganze Serie und können in bildlicher und realer Form auftreten. Es geschieht viel auf der Metaebene, doch es wird nie zu dick aufgetragen. Das Faszinosum True Detective ist real.

Des Rätsels Lösung?


Der Cast ist mehr als perfekt, denn auch Michelle Monaghan, Alexandra Daddario und Kevin Dunn geben eine tolle Performance ab. Wer diese Serie noch nicht gesehen hat, sollte dies schnellstmöglich nachholen. Auch beim vierten Mal wird sie nicht langweilig - ich spreche aus Erfahrung.

Wie findet ihr True Detective mit Woody Harrelson und Matthew McConaughey?

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