John Cleese - Ein Porträt des Lachens

27.10.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
John Cleese in Ein Fisch namens Wanda
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John Cleese in Ein Fisch namens Wanda
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John Cleese, Schauspieler, Synchronsprecher und natürlich Mitglied der berühmten Sketch-Gruppe Monty Python, feiert heute seinen 75. Geburtstag. Wir gratulieren und blicken zurück auf eine Karriere voller kurioser Komik.

Er ist mit Kokosnüssen anstelle von Pferden durch die Welt geritten, stattete MI6-Agenten gewissenhaft, aber mit dem gewissen Etwas mit allerhand technischen Spielereien aus und ging als gutgläubiger Jurist einem attraktiven Fisch an die Leine. John Cleese bringt die Zuschauer schon fast seit einem halben Jahrhundert zum Lachen und gehört auch noch heute zu den bekanntesten Komikern der Welt. Der 1,96 Meter große Hüne mit dem ikonischen Schnauzbart und dem einzigartigen Humor feiert heute seinen 75. Geburtstag - ein mehr als nur guter Grund für uns, noch einmal die witzigsten, skurrilsten, herrlichsten und schwarz-humorigsten Momente im Leben des Kult-Schauspielers Revue passieren zu lassen.

Von toten Vögeln und albernen Gängen

Was wäre uns nicht alles entgangen, wenn John Cleese seine ursprünglichen Karrierepläne weiter verfolgt und nie einen Fuß ins Comedy-Geschäft gewagt hätte? Als Anwalt hätte er wahrscheinlich viel mehr Menschen zum Verzweifeln und Weinen, als zum Lachen gebracht und womöglich nie einen seiner berühmt-berüchtigten albernen Gänge zum Patent angemeldet. Nicht auszudenken, doch zu unser aller Glück kehrte er dem Juristen-Posten den Rücken zu und wurde zu dem Mann, wegen dem wir uns heute vor Lachen auf dem Boden krümmen. Angefangen hat diese Ära der Cleese'schen Komik im Jahr 1969, als Monty Python's Flying Circus das erste Mal auf Sendung ging. Zusammen mit seinen Kollegen Terry Gilliam, Michael Palin, Terry Jones, Eric Idle und Graham Chapman kreierte er hier ein wunderbares Sammelsurium aus urkomischen Sketchen, die die Welt der Comedy noch Jahrzehnte nach ihrer Premiere prägen sollten.

Monty Python

 

Wie zum Beispiel soll jemand ein Hörgerät von einem Mann kaufen, der selber nicht einmal einen Güterzug an sich vorbeirauschen hören würde? Simple aber effektive Ausgangssituationen, die bei Monty Python auf wahnwitzige Weise zugespitzt wurden. Parodien und Persiflagen auf Gesellschaft, Medien und staatliche Einrichtungen waren dabei genauso gang und gäbe, wie das aufs Korn nehmen von Stereotypen oder historischen Personen. John Cleese spielte sich vor allem als entrüsteter Papagai-Käufer in die Herzen der Fans, dessen Vogel nur kurze Zeit nach dem Verlassen des Geschäfts in seinem Käfig den Löffel abgegeben hat. Ebenso lustig, wenngleich ikonischer ist der Sketch Ministry of Silly Walks, in dem Cleese' Charakter die alltägliche Fortbewegung neu erfindet. Albern, satirisch, witzig, aber vor allem eines: zeitlos.

Kokosnüsse und Kreuzigungen

Doch die Comedy-Serie der Monty-Python-Truppe um John Cleese war nur die Spitze des Eisbergs. Nachdem die Show nach fünf Jahren abgesetzt wurde, tat sich das Dream-Team zusammen, um sich auf die Suche nach seinem eigenen Heiligen Gral zu machen. Das Ergebnis war der Spielfilm Die Ritter der Kokosnuß, der bis heute zum Must-See eines jeden Python-Fans gehört bzw. eines jeden, der einen Einblick in die wahre Kunst der Komödie erhalten möchte. Unmöglich scheint es hier, den größten Witz zu krönen oder einen Auftritt von John Cleese besonders herauszustellen, trotzdem sei es hiermit versucht: Eine der größten Szenen gehört beispielsweise dem von Cleese potraitierten Sir Lancelot , der nach einem gewieften Überraschungsangriff seine eigene Art der Burg-Säuberung betreibt. Aber auch seine Darbietung als der eine Spur zu selbstbewusste Schwarze Ritter ist einfach - auch auf die Gefahr eines inflationären Gebrauchs dieser Wortwahl - legendär. John Cleese verliert hier im Laufe einer geradezu genialen Szene zwar etliche Körperteile, doch nie das Gelächter der Zuschauer.

Sagen wir: Unentschieden!

 

Dieser schwärzeste aller Humore, den die Pythons auch in ihren Erfolgskomödien Das Leben des Brian und Der Sinn des Lebens fortführten, hat die Comedyszene bis zum heutigen Tag geprägt. Komiker auf der ganzen Welt nehmen sich immer noch John Cleese und seine Kollegen zum Vorbild, obgleich diese wohl noch immer ihresgleichen suchen.

In diesem Sommer trat die bahnbrechende Sketch-Truppe übrigens ein letztes Mal im ganz großen Stil auf. Ihre Londoner Bühnenshow One Down, Five To Go (eine Anspielung auf das Ableben vom Monty-Python-Mitglied Graham Chapman) war in weniger als 44 Sekunden komplett ausverkauft.

"And now for something completely different"

Abseits seiner lustigen Monty-Python-Truppe feierte John Cleese nicht weniger große Erfolge. Mit Fawlty Towers schuf er zusammen mit Connie Booth eine der besten Sitcoms aller Zeiten. Für seine schwarze Komödie Ein Fisch namens Wanda aus dem Jahr 1988, in der er als Anwalt Archie Leach gewissermaßen zu seinen juristischen Wurzeln zurückkehrt, schrieb der Comedian das Drehbuch und wurde dafür sogar mit einer Oscarnominierung bedacht. Aber ebenso vor der Kamera machte er neben seiner pfiffigen Verführerin Jamie Lee Curtis eine ziemlich gute Figur.

Auch vor dem Spionage-Geschäft machte John Cleese nicht Halt. In James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug und James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag setzte der MI6 auf ihn als neuen Tüftler Q (zuvor verkörpert von Desmond Llewelyn), der dem Spitzen-Agenten James Bond mit allerlei innovativen Schnickschnack ausstattete. Auch hier bewahrte sich Cleese sein charakteristisches neurotisches Verhalten bei gleichzeitigem Auftreten als stilsicherer Gentleman.

Weitere Auftritte sicherte er sich als überzeichneter, gelangweilter Multimilliardär in der Komödie Rat Race - Der nackte Wahnsinn oder in Blockbustern wie Harry Potter und der Stein der Weisen - auch wenn seine Leinwandpräsenz hier halb durchlässig und nur von kurzer Dauer ist. Seine prägnante Stimme nutzte John Cleese zudem als Synchronsprecher in Animationsfilmen wie Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen, Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück oder Planes. Eine weit gefächerte Filmographie, in der sich John Cleese trotz allem immer treu geblieben ist und die bis heute noch kein Ende gefunden hat.

Auch wenn er aufgrund seines Alters in Zukunft etwas kürzer treten möchte und mit seiner wohl etwas in die Jahre gekommenen Hüfte wohl auf die extrem albernen Gänge verzichten muss, können wir uns eines gewiss sein: John Cleese, dessen ursprünglicher Familienname väterlicherseits tatsächlich und nur allzu treffend "Cheese" lautete, wird bis zum Schluss die schönen Dinge im Leben genießen und dabei wahrscheinlich immer ein melodisches Pfeifen  auf den Lippen tragen.

Als Dank für all die schönen und lustigen Momente, die er uns geschenkt hat, wünschen wir einem der wohl witzigsten Menschen der vergangenen Jahrzehnte alles Gute zum 75. Geburtstag. Happy Birthday, John Cleese!

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