Ich, A Better Tomorrow & der coole Chow Yun-Fat

11.01.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Chow Yun-Fat in A Better Tomorrow
Optimum/moviepilot
Chow Yun-Fat in A Better Tomorrow
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Bevor John Woo sich in die Filmgeschichte meißelte, drehte er schon über zehn Jahre in Hongkong. Aber erst mit der 1986 erschienenen Actionoper A Better Tomorrow stieg er zu einem der einflussreichsten Regisseure der 80er Jahre auf.

Bevor er Tom Cruise einen Schwarm weißer Tauben um die Ohren scheuchte, ja bevor er Nicolas Cage und John Travolta in den Körper des Feindes steckte, da war John Woo längst ein Actiongott. Zwischen 1986 und 1992 prägte Woo eine Kinokultur mit, deren Ästhetik in den folgenden Jahren auf dem ganzen Globus Spuren hinterließ. City Wolf – A Better Tomorrow überrollte das Hongkong-Kino förmlich und das nicht nur, weil auf einmal alle Jungs in langen Trenchcoats mit Streichholz im Mundwinkel durch die Gegend schlenderten. A Better Tomorrow war ein popkulturelles Ereignis und bleibt bis heute einer der bedeutendsten Actionfilme aller Zeiten. Dass er Mein Herz für Klassiker verdient hat, erklärt sich von selbst.

Warum ich A Better Tomorrow mein Herz schenke
Zunächst einmal: Yun-Fat Chow, Leslie Cheung, Lung Ti. A Better Tomorrow beeindruckt abseits aller formalen oder inhaltlichen Vorzüge aus heutiger Sicht als echtes Star-Kino. In den Händen von Chow Yun-Fat wurde der Triadenkiller Mark Gor zu einer der berühmtesten Figuren des Hongkonger Filmuniversums. Mark, Prototyp des unglaublich lässigen Gangsters, wird bei einem Auftrag schwer verletzt. Sein tragischer Niedergang zur ‘Putze’ der Triaden sowie seine Opferbereitschaft verwandelten den TV-Star Chow Yun-Fat in den Achtziger Jahren in eine Stil- und Kino-Ikone. Ti Lung, Legende der Martial Arts-Filme der Shaw Bros., spielt Marks besten Freund Ho. Nachdem er durch einen Verrat im Knast landet, will Ho endlich ein Guter werden, um die Beziehung zu seinem jüngeren Bruder Kit (der viel zu früh verstorbene Leslie Cheung) zu kitten, der als Polizist nichts mit Ho zu tun haben will.

Wie immer bei John Woo werden die Männer durch einen Ehrenkodex aneinander geschweißt, der selbst die Grenze zwischen Kriminellen und Gesetzeshütern überbrückt. Gemeinsam rappeln sie sich gegen die (meist kapitalistisch konnotierte) Pervertierung ihrer althergebrachten Werte auf. Statt den Schwertern der wuxia-Helden der 60er und frühen 70er Jahre tragen diese Krieger Pistolen. Umso pointierter wirkt das Casting des Haudegens Ti Lung, der in in A Better Tomorrow den Staffelstab an eine neue Generation überreicht.

Warum auch andere A Better Tomorrow lieben werden
In A Better Tomorrow zelebriert Woo so gut wie alle Elemente, die später zu seinen Aushängeschildern gehörten. Gleichwohl wirkt der Film neben Meisterwerken wie Hard Boiled oder Face/Off merklich zurückgenommen. Niemand dürfte A Better Tomorrow ernsthaft als Shootout-Entzugskur bezeichnen. Zeitlupen werden hier trotzdem recht spärlich, aber effektiv eingesetzt. Jene Szene, in der Mark Gor, begleitet von einem munteren Popsong, durch einen Flur tänzelt, seine Waffen zieht und einen ganzen Raum voller Gangster zusammenschießt, brennt sich ein ins Gedächtnis des Cineasten. Umso erschütternder wirkt daneben nämlich Marks folgenschwere Verwundung, seine Erniedrigung als sprichwörtliche Reinigungskraft des Organisierten Verbrechens. Mit diesem und anderen Werken, die Woo danach drehte, sollte er reichlich Stoff für Epiogen und Hommagen liefern. Nur wenige davon verstanden jedoch, warum die Actionszenen in A Better Tomorrow neben saftigen Adrenalinstößen ihre Stiche mitten im Herz des Zuschauers landeten.

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