Holy Motors begeistert in Cannes

25.05.2012 - 11:13 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
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Seit 1999 müssen die Fans auf einen neuen Spielfilm von Leos Carax warten. Wenn wir den Kritikern in Cannes glauben, hat sich die Geduld für Holy Motors gelohnt. Wer hätte das bei einem Film mit Eva Mendes und Kylie Minogue erwartet?

Die Weise vom exzentrischen Regisseur, der nur alle paar Jahre einen Film zustande bringt, ist abgestanden und ausgelutscht. Aber auf Léos Carax trifft sie trotzdem zu. Nach dem ebenso gefeierten wie überteuerten Die Liebenden von Pont-Neuf (1991) dauerte es acht Jahre, bis er mit dem umstrittenen Pola X (1999) nachlegte. Das folgende Jahrzehnt verbrachte der pressescheue Franzose mit dem englischsprachigen Projekt Scars, dessen Finanzierung allerdings nie aufgebracht wurde. Abgesehen von Kurzfilmen wie seinem Segment in Tokio! gab es von Leos Carax nichts in Spielfilmlänge zu sehen. Bis jetzt. Denn diese Woche feierte sein neuer Film Holy Motors beim Festival Cannes Premiere. Für einen ersten Eindruck lohnt sich der Blick auf den verrückten Trailer sowie ein offenes Ohr für die Stimmen der Kritiker.

Leos Carax’ Stammdarsteller Denis Lavant spielt in Holy Motors Monsieur Oscar, der im Laufe des Films in die verschiedensten Rollen schlüpft, mal als Bettlerin, Bänker, Killer oder Familienvater (Quelle: Film-Zeit.de). Für seinen neuen Film konnte Leos Carax außerdem ein eklektisches Ensemble mit Kylie Minogue, Eva Mendes und Michel Piccoli gewinnen. Doch Holy Motors scheint, wenn wir den Kritiken glauben, vor allem dem vielseitigen Denis Lavant zu gehören.

Im Guardian zeigt sich Peter Bradshaw begeistert: Leos Carax’ Holy Motors ist bizarr und wunderbar, reichhaltig und seltsam – total verrückt, um ehrlich zu sein. Er ist launisch, Kaleidoskop-artig, schwarzhumorig und exzentrisch […]; er ist bezaubernd und überwältigend. Dieser Film mag ein Gewinner sein oder nicht – obwohl ich denke, dass er tatsächlich die Goldene Palme bekommen könnte – aber ernsthaft: Genau deswegen snd wir alle nach Cannes gekommen: Für etwas anderes, experimentelles, einen Kampf gegen Windmühlen, einen großen Sprung über die Barrieren der Normalität von jemandem, der spürt, dass die Möglichkeitend es Kinos noch nicht von konventionellen, realistischen Dramen erschöpft wurden. Manche mögen ihn affektiert und ärgerlich finden. Ich empfand ihn als schwerelos und euphorisch.

Wenke Husmann schreibt für die Zeit, dass Leos Carax gar das Bewusstsein erweitere: Holy Motors ist voller Momente großer Verstörung. Und irgendwann bekommt man den dringenden Eindruck, dass sich dieser Monsieur Oscar nach nichts mehr sehnt, als nach einem Ich, das ihm ganz allein gehört. “Who were we”, singt Kylie Minogue in einer der zartesten Szenen für ihn. […] Leos Carax’ Holy Motors ist ebenso irre wie weise.

Selbst der nicht sonderlich experimentierfreudige Hollywood Reporter zeigt sich von Holy Motors überwältigt: “Berauschend, undurchsichtig, herzzerreißend und komplett meschugge” nennt Megan Lehmann den Film. Dass sich viele Kritiker in die überwältigte Aufzählung von Adjektiven flüchten, macht Holy Motors jedenfalls nur noch interessanter.

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