Erwartungen eines Fanboys an ... The Evil Dead

26.06.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
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CMV Laservision
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Mit The Evil Dead erwartet uns im nächsten Jahr ein weiteres Remake eines Horror-Klassikers. Doch dieses Mal sind nicht nur die Macher des Originals involviert, sie haben sich auch vielversprechende Unterstützung geholt.

Diese Woche startet The Amazing Spider-Man in den deutschen Kinos. In dem Reboot erzählt Marc Webb, wie Außenseiter Peter Parker zu Spider-Man wird – zum zweiten Mal nach dem noch immer wunderbaren 2002er Spider-Man. Eine gute Gelegenheit, um zu fragen: Was macht eigentlich dessen Regisseur Sam Raimi?

Auch Sam Raimis geplante Projekte strotzen nicht gerade vor originellen Ideen: Als Regisseur arbeitet er am Die fantastische Welt von Oz, einem Prequel zu Der Zauberer von Oz (mehr dazu in einem späteren Text) und gemeinsam mit Bruce Campbell und Rob Tapert – Hauptdarsteller und Produzent des Originals – produziert er ein Remake seines eigenen Kultklassikers Tanz der Teufel (The Evil Dead). Nachdem lange nach den richtigen Darstellern gesucht wurde, hat die Produktion mittlerweile begonnen und auch ein US-Starttermin steht bereits fest: Am 12. April 2013 soll der Film dort in die Kinos kommen. Dass Sam Raimi selbst an einem solchen Remake beteiligt ist, macht durchaus Mut, dennoch ist die Frage berechtigt: Kann der Filmemacher einem anerkannten Klassiker wie Tanz der Teufel (bei Rotten Tomatoes hält der Film eine Fresh-Wertung von 100%) noch etwas Neues hinzufügen – und wollen die Macher des Remakes das überhaupt?

Verwässerung eines Klassikers – Was Fans vom Evil Dead-Remake befürchten
Auf den ersten Blick schreckt die Idee eines Tanz der Teufel-Remakes eher ab: 30 (!) Jahre nach seinem ursprünglichen Erscheinen gehört das Original noch immer zu den gruseligsten, unterhaltsamsten und, trotz seiner simplen Prämisse (eine Gruppe Jugendlicher macht Urlaub in einer verlassenen Hütte im Wald und wird, nachdem sie im Keller das mysteriöse Book of the Dead entdeckt haben, von im Wald lauernden Dämonen heimgesucht), originellsten Horrorfilme aller Zeiten. Der Film ist spannend, extrem temporeich, voll von visuellem Einfallsreichtum und durchzogen von bösem schwarzen Humor. Er schockiert den Zuschauer mit Gore und expliziter Gewalt, lässt aber über die eigentliche Natur der Dämonen noch genug im Dunkeln, um die Fantasie anzukurbeln. Selbst die grotesken, surrealen Effekte sind mit der Zeit sogar eindrucksvoller und verstörender geworden, stehen sie doch heute im Kontrast mit den immergleichen, „realistischen“ Ekeleffekten aktueller Horrorfilme.

Es ist also nicht nur so, dass niemand wirklich ein Tanz der Teufel-Remake braucht. Die leidenschaftliche, gelegentlich alberne Ungebremstheit, die anything goes-Mentalität des Originals kopieren zu wollen, ist im Grunde auch von vornherein zum Scheitern verurteilt – allein angesichts des ungleich höheren Budgets scheint es naheliegend, dass uns hier ein konventionellerer, massentauglicherer Film als das Original erwartet. Aber bedeutet das zwangsweise, dass wir es nur mit einem weiteren ideen- und seelenlosen Remake zu tun haben?

Neue Ideen und eigenständige Perspektive – Warum Fans den Film im Auge behalten sollten
Ähnlich wie bei Comic-Verfilmungen geht auch im Horror-Genre der Trend in den letzten Jahren zu düsterer Ernsthaftigkeit und sogenanntem „Realismus“. Im Klartext bedeutet das oft. Es fehlt an Originalität, Fantasie und Humor, kurz: an allem, was Tanz der Teufel ausmachte (eine Entwicklung, an der schlechte Remakes einen nicht unwesentlichen Anteil haben). Wir als Zuschauer müssen mittlerweile dankbar sein für jeden Film, der wenigstens versucht, Horror mit einer frischen, eigenständigen Perspektive anzugehen.

Ein solcher Film war Jennifer’s Body – Jungs nach ihrem Geschmack. Der 2009er Teenie-Horror konnte zwar weder bei Kritikern (Rotten Tomatoes-Score: 43%), noch beim Publikum (Durchschnitts-Bewertung der moviepilot-Community: 5,1 Punkte) wirklich punkten und hat zweifelsohne seine Schwächen. Doch die meisten davon liegen eher in der zu zahmen, einfallslosen Inszenierung als im cleveren Drehbuch begründet. Das Skript von Diablo Cody goss mit seinen von erfundener Teeniesprache durchzogenen Dialogen sicher Öl ins Feuer von Codys Kritikern, die ihr schon bei Juno vorwarfen, Filme zu schreiben, die nicht nur von Heranwachsenden handeln, sondern auch ausschließlich für unreife Teenager gemacht sind, doch eins hatte es in jedem Fall: eine eigene, unverwechselbare Perspektive – die Stimme seiner Autorin war, wie in all ihren Projekten, in jeder Zeile zu hören.

Dass Sam Raimi & Co. Diablo Cody damit beauftragt haben, basierend auf den ersten Entwürfen von Regisseur Fede Alvarez, Rodo Sayagues Mendez und Sam Raimi selbst das finale Drehbuch zum neuen Evil Dead zu schreiben, sendet daher ein eindeutiges Signal: Mit Hilfe der durchaus polarisierenden Autorin Cody wollen sie es ganz bewusst vom Horror- und Remake-Einerlei absetzen.

Es ist nicht die einzige kluge Entscheidung, die die Produzenten getroffen haben: Bei einigen Fans sorgte es für Unmut, dass Ash, die Hauptfigur des Originals, diesmal keine Rolle spielen wird. Dabei ist dieser Schritt wohlüberlegt: Die Rolle des Ash ist im Grunde unmöglich neu zu besetzen, da ein neuer Darsteller in der Rolle nicht nur den Vergleichen mit dem unnachahmbaren, von seinen Fans geradezu kultisch verehrten Bruce Campbell standhalten müsste, sondern seine Performance unweigerlich nicht nur an Campbells Leistung im Original, sondern auch an Ashs vor allem durch die beiden Sequels (in denen Ash deutlich ausgearbeitet und verändert wurde) erlangtem Status als ikonische Figur mit festem Platz im Horrorkanon gemessen würde.

Stattdessen wird das Remake eine weibliche Hauptfigur haben: Mia, gespielt von der aus der Serie Suburgatory bekannten Jane Levy. So interessant es war, im Original Bruce Campbell als männliche Version vom Horror-Klischee des final girl zu sehen (denn viel mehr war Ash in Tanz der Teufel noch nicht): Im Remake eines Films, in dem die Dämonen-Heimsuchung mit einer fragwürdigen Szene, in der eine Darstellerin von Bäumen vergewaltigt wird, beginnt und schnell alle (und über weite Strecken ausschließlich) weiblichen Figuren von Dämonen besessen und in der Folge zerhackt, erschossen und enthauptet werden, könnte eine weibliche Hauptfigur durchaus eine reizvolle neue Perspektive bieten.

Ein Reboot in den richtigen Händen – Was Fans zu erwarten haben
Die Unbekannte in dieser Gleichung bleibt natürlich Regisseur Fede Alvarez, der außer dem Kurzfilm Panic Attack! bisher wenig vorzuweisen hat – der ist allerdings, wenn auch handlungsarm, wenigstens bildgewaltig und macht zumindest Hoffnung, dass Fede Alvarez Evil Dead visuell ansprechend inszenieren kann.

Ein wenig irritiert die Aussage von Jane Levy, die neue Version von Tanz der Teufel werde, im Kontrast zum Original, nicht lustig. Es ist definitiv düster. Das klingt bedenklich nach der üblichen dark and gritty-Reboot-Rhetorik, doch dass jemand Diablo Cody engagiert, um ein humorloses, ironiefreies Drehbuch zu schreiben, ist unwahrscheinlich (und auch, dass die Macher sich für die bisher vor allem durch komödiantisches Talent aufgefallene Jane Levy entschieden und außerdem zum Beispiel Gillian Jacobs für die Hauptrolle in Betracht zogen, deutet durchaus darauf hin, dass wir im Remake nicht auf den für den andauernden Erfolg und Kultfaktor des Originals wichtigen Humor verzichten müssen).

Letztlich laufen all diese Spekulationen auf eine einfache Überlegung hinaus: Zwar stehen wohl die meisten von uns Remakes skeptisch gegenüber und gerade Tanz der Teufel ist ein Franchise, das Fans so sehr am Herzen liegt, dass die bloße Idee eines Remakes fast physisch schmerzt. Doch in einer Zeit, in der sogar die, ähem, „Marke“ Gefährliche Brandung als stark genug gilt, um Zuschauer für ein Remake in die Kinos zu ziehen, müssen wir uns allmählich damit abfinden, dass all unsere Lieblinge früher oder später „für eine neue Generation modernisiert werden“. Im Falle von Evil Dead hätten wir schlimmer bedient sein können, als mit einem Drehbuch einer Oscar-prämierten Autorin sowie dem offensichtlich großen kreativen Einfluss der Macher des Originals. Und, auch wenn natürlich ein gesundes Maß an Skepsis bleibt: Was vom (nun nicht gerade für Marketing-Blabla bekannten) Horror-Gott Bruce Campbell höchstselbst als awesome bezeichnet wird , sollte doch zumindest das Potential haben, auch uns Fans zufrieden zu stellen.

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