Vom 20. Februar bis zum 1. März 2020 steht in Berlin wieder alles im Zeichen der Berlinale. Bereits seit einigen Wochen schmücken die Festivalplakate die Straßen der Hauptstadt und das komplette Programm steht auch schon seit einigen Tagen fest. Zum Festivalbeginn haben wir uns die Ausgabe 2020 noch einmal genau angeschaut und wollen euch nachfolgend einen kleinen Überblick verschaffen, was euch dieses Mal erwartet.
Die Berlinale 2020 ist ein Neuanfang für das Festival
Mit der Berlinale im vergangenen Jahre verabschiedete sich Festivaldirektor Dieter Kosslick. Knapp zwei Dekaden hatte er die Position inne. Für die 70. Ausgabe gibt es erstmals in der Geschichte des Festivals eine geteilte Spitze: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian teilen sich die Leitung, wobei die Münchner Film-Managerin die Geschäftsführung übernimmt, während der ehemalige Locarno-Chef die künstlerische Gestaltung verantwortet.
Berlinale 2020 - Das ist die Jury des Wettbewerbs
Wie bei jedem großen Festival wartet auch die Berlinale mit einem Wettbewerb auf, bei dem verschiedene Preise vergeben werden. Über die Vergabe bestimmt eine Jury, die sich dieses Mal aus sieben Mitgliedern zusammensetzt, angeführt von Jurypräsident Jeremy Irons, der zuletzt in Damon Lindelofs Watchmen-Serie als Adrian Veidt zu sehen war. Ihm zur Seite stehen:
- Schauspielerin Bérénice Bejo (Argentinien/Frankreich),
- Produzentin Bettina Brokemper (Deutschland),
- Regisseurin Annemarie Jacir (Palästina),
- Dramatiker und Regisseur Kenneth Lonergan (USA),
- Schauspieler Luca Marinelli (Italien),
- und Filmkritiker, Regisseur und Programmer Kleber Mendonça Filho (Brasilien).
Berlinale 2020 - Das ist der internationale Wettbewerb
18 Filme konkurrieren dieses Jahr um den Goldenen Bären - das ist einer mehr als letztes Jahr. Außerdem eine große Veränderung: Im Wettbewerb wird es fortan keine Filme mehr geben, die "außer Konkurrenz" laufen. Stattdessen werden entsprechende Werke in die Sektion Berlinale Special Gala verschoben.
Nachfolgend findet ihr alle Filme des Berlinale-Wettbewerbs 2020:
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Berlin Alexanderplatz von Burhan Qurbani
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DAU. Natasha von Ilya Khrzhanovskiy und Jekaterina Oertel
- The Woman Who Ran von Hong Sang-soo
- Delete History von Benoît Delépine und Gustave Kervern
- The Intruder von Natalia Meta
- Bad Tales von Damiano D'Innocenzo und Fabiano D'Innocenzo
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First Cow von Kelly Reichardt
- Irradiated von Rithy Panh
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The Salt Of Tears von Philippe Garrel
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Never, Rarely, Sometimes, Always von Eliza Hittman
- Days von Tsai Ming-liang
- The Roads Not Taken von Sally Potter
- Schwesterlein von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond
- There Is No Evil von Mohammad Rasoulof
- Siberia von Abel Ferrara
- Undine von Christian Petzold
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All the Dead Ones von Caetano Gotardo und Marco Dutra
- Hidden Away von Giorgio Diritti
Berlinale 2019 - Neue Sektionen und ein Preis weniger
Dieses Jahr laufen auf der Berlinale insgesamt 342 Filme - ein stattliches Programm, das rein von der Masse durchaus mit vorherigen Jahrgängen mithalten kann. Der Eröffnungsfilm heißt My Salinger Year und stammt von Monsieur Lazhar-Regisseur Philippe Falardeau. Zum Cast gehören u.a. Sigourney Weaver, Margaret Qualley und Douglas Booth.
Bei einem Blick auf die Sektionen der Berlinale 2020 offenbaren sich außerdem einige Veränderungen. Die Sektionen NATIVe und Kulinarisches Kino wurden von Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian beendet. Dafür wurde eine neue Sektion ins Leben gerufen: Encounters, bei der "ästhetisch und formal ungewöhnliche Werke von unabhängigen Filmemacher*innen" im Vordergrund stehen.
Dazu kommt das neue Sonderprogramm On Transmission, das anlässlich des 70. Jubiläums des Festivals ins Leben gerufen wurde. Dazu hat Carlo Chatrian sieben Filmemacher zusammengetrommelt, die sich wiederum jeweils einen Filmemacher als Partner ausgesucht haben, um einen Dialog über die Kunst des Kinos zu führen. Diese Dialoge werden von jeweils zwei Filmen gerahmt.
Folgende Paarungen treffen dieses Jahr in der Akademie der Künste zusammen:
- Ildikó Enyedi im Dialog mit Zsófia Szilágyi
- Paolo Taviani im Dialog mit Carlo Sironi
- Margarethe von Trotta im Dialog mit Ina Weisse
- Jia Zhang-Ke im Dialog mit Huo Meng
- Claire Denis im Dialog mit Olivier Assayas
- Roy Andersson im Dialog mit Niki Lindroth von Bahr
- Ang Lee im Dialog mit Hirokazu Koreeda
Zudem wurde der Alfred-Bauer-Preis (Silberner Bär) abgeschafft. Ausschlaggebend dafür sind neue Quellen, die nahelegen, dass der erste Festivaldirektor der Berlinale eine Rolle in der NS-Filmbürokratie spielte, die bisher nicht bekannt war. Nun wird das von der Berlinale unabhängige Institut für Zeitgeschichte (IfZ) die Angelegenheit untersuchen. Das Gutachten wird im Sommer erwartet.
- Berlinale 2020: Alle Artikel zum wichtigsten deutschen Filmfestival im Überblick
Die Hommage der 70. Berlinale ist Helen Mirren gewidmet. Sie erhält den Goldenen Ehrenbären, wobei fraglich ist, wie entscheidend ihre Beteiligung in der Fast & Furious-Reihe dafür ist. Die avantgardistische Künstlerin und Filmemacherin Ulrike Ottinger wird derweil mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.
Und die Retrospektive beschäftigt sich mit dem Schaffen von King Vidor. Der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent prägte das US-amerikanische Kino vom Ende der Stummfilmära bis in die Blütezeit Hollywoods mit seinen Filmen. Insgesamt 34 Stück von diesen sind auf der Berlinale 2020 zu sehen.
Werdet ihr euch auf der Berlinale etwas anschauen?