Batman - Der Dunkle Ritter in seiner buntesten Stunde

12.03.2015 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Batman hält die Welt in Atem20th Century Fox
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Zwischen Wahnsinn und großer Unterhaltung liegt manchmal nur ein sehr schmaler Pfad. Batman, die Serie von 1966, schafft diesen Drahtseilakt mit Bravour. Darum an dieser Stelle, warum mein Herz für Serie Batman gehört.

Anfang bzw. Mitte der 90er sah die Welt noch anders aus. Die Mauer war gerade gefallen und MTV spielte noch Musik. Grunge, der die weichgespülte 80er-Jahre-Musik wieder dreckig machte, erlebte sein absolutes Hoch und Hip Hop fand mit Tupac Shakur und Notorious B.I.G. zu unglaublichen kommerziellen Erfolgen. Und im Kino gaben sich mit Terminator 2 - Tag der Abrechnung und Jurassic Park die Blockbuster die Klinke in die Hand. Doch von alldem bekam ich nichts mit, denn ich war gerade erst ca. vier Jahre alt. Aber ich hatte das Fernsehen für mich entdeckt. Und im Fernsehen sah ich Batman. Der dunkle Rächer in seiner buntesten Inkarnation überhaupt trat aus unserem Fernseher heraus ins Wohnzimmer und von dort direkt in mein Herz, wo er bis heute geblieben ist.

120 Episoden und 370 mal 'Holy!'

Der amerikanische Fernsehsender ABC schwächelte Mitte der 1960er. Die Konkurrenten CBS und NBC hatten ein Programm voll mit familienfreundlichen Sendungen wie Verschollen zwischen fremden Welten oder The Munsters. Um Schritt halten zu können, beschloss ABC, sich an eine Umsetzung der Batman-Comics zu wagen. Die Adaption sollte Erwachsene wie Kinder ansprechen. Man nahm dafür die Comics und zog die Absurditätsschraube ein ganzes Stück an, um durch den zusätzlichen Humor ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Zeitgleich wurde versucht, die Rollen mit Schauspielern zu besetzen, die sich auch im Bereich Drama auskannten, um so eine gute Mischung aus Ernst und Comedy zu erhalten. Ob das in der fertigen Serie gelungen ist, das muss jeder selbst entscheiden. Gerade diese Mischung machte es jedoch schwierig, geeignete Kandidaten zu finden. Am Ende entschieden sich die Verantwortlichen für den bereits erfahrenen Schauspieler Adam West, der bis zu diesem Zeitpunkt seit sechs Jahren in Hollywood arbeitete. Sein Sidekick Robin wurde mit einem noch unbekannten Gesicht besetzt. Für Burt Ward war es sein erstes professionelles Casting und auch seine erste Rolle in einer großen Produktion. Zusammen brachten sie ein dynamisches Duo auf die Leinwand, dass es so noch nicht gegeben hatte und wohl auch nie wieder geben wird.

"Ich bin Batman!"

Die Serie traf damals genau meinen Nerv. Knapp ein Vierteljahrhundert, nachdem die Serie 1968 abgesetzt worden war, saß ich im Wohnzimmer vor dem Fernseher und konnte mich kaum halten. Ich war genau im richtigen Alter und Batman wurde ein wichtiges Thema für mich. Ich schaute die Zeichentrickserie, wollte Actionfiguren und natürlich ein Cape plus Maske. Ich wurde zu Batman! Die Serie hatte alles, was ein Kind sich wünschen kann. Sie war lustig, voller Aktion, kreativer Gadgets und hatte Schlägereien im Stile der alten Bud Spencer und Terence Hill-Filme. Leider lief die Serie nicht häufig, und als ich älter wurde, verlor ich sie für lange Zeit aus den Augen, jedoch nie ganz aus dem Herzen. Als ich dann im letzten Jahr hörte, dass Batman endlich seinen verdienten Re-Release auf DVD und Blu-ray bekommen würde, stand der Entschluss fest. Die Box musste in Haus, koste es, was es wolle. So kam es dann auch. In den letzten Wochen und Monaten habe ich mich durch ca. die Hälfte der 120 Folgen gearbeitet, und da war es wieder. Da war dieses wohlige Gefühl von früher. Aber alle Nostalgie und Früher-war-alles-besser-Romantik mal beiseite genommen: Batman macht einfach Spaß. Man sieht der Produktion die Liebe und die Mühe an, die investiert wurde, was den Charme der Serie ausmacht. Ein wahnwitziger Sog aus Farben, Camp und übertriebener Moral, verpackt in simple aber kreative Geschichten, bietet Unterhaltung für entspannt trashige Stunden. Es ist wie ein Trip in die Vergangenheit, in die farbenfrohe Welt der 60er Jahre in den USA.

Abseits von Nostalgie und Camp

Apropos 60er Jahre in den USA. Es ist auf einer anderen Ebene bezeichnend, dass eine Serie mit dieser unschuldig naiven Ausstrahlung zu einer Zeit in den USA herauskam, als die politische und gesellschaftliche Lage diesem Bild konträr gegenüberstand. Mitte der 60er tobte der Vietnamkrieg und das Civil Rights Movement protestierte in den Straßen gegen die Diskriminierung von Afroamerikanern und die Rassentrennung. Im Fernsehen dagegen bot sich ein einfacheres Bild. Dieses war bunt und die Grenzen zwischen Gut und Böse waren klar gezogen. Es gab feste Werte und moralische Vorstellungen, während die Welt außerhalb sich gerade im Umbruch befand. Sicherheit durch Vereinfachung, bunt-fröhliche Welten, in denen das Gute siegt, in Zeiten des Sturms. Batman ist damit nicht nur ein Spaß für zwischendurch, sondern auch ein eindeutiges Produkt seiner Zeit. Wie bereits erwähnt, stand die Serie damit nicht alleine da, sondern folgte nur einem Trend der damaligen Fernsehlandschaft, der das Verlangen der Menschen nach einfacheren Zeiten und klaren Verhältnissen widerspiegelte.

Bunt bis zum Ende

Nach 120 Folgen in drei Staffeln war Schluss für Batman. Nach sinkendem Interesse in der Zuschauerschaft und immer größeren Kürzungen des Budgets lief am 14.3.1968 die letzte Sendung über die Bildschirme. Für Adam West und Burt Ward begann damit die harte Zeit nach dem Erfolg. Ohne ihre Kostüme bekamen sie nur noch schwer Angebote und wurden das Image ihrer Rollen nie mehr wirklich los. 1978 wurde noch einmal ein zweiteiliges Special gedreht, welches jedoch floppte. Erst Ende der 80er erfuhr die Batman-Serie, und damit auch West und Ward, durch den Film Batman von Tim Burton ein Revival. Die Serie wurde aus der Versenkung geholt und wieder ins Fernsehprogramm aufgenommen und Adam West und Burt Ward für ihre Darstellung gefeiert. Seitdem erfreut sich die Serie wieder großer Beliebtheit bei Jung und Alt. 2003 entstand mit Return to the Batcave: The Misadventures of Adam and Burt sogar noch ein Film für das amerikanische Fernsehen. Adam West und Burt Ward spielen sich darin selbst und müssen das Batmobil wiederbeschaffen, nachdem es gestohlen wurde. Der Film ist gespickt mit witzigen Flashbacks zu den Dreharbeiten, Anspielungen und vielen Gastauftritten verschiedener Darsteller der Original-Serie. Leider hat der Film es nie nach Deutschland geschafft.

Vielleicht braucht es etwas Nostalgie und ein wenig Liebe für Trash und Camp, um die Batman-Serie zu lieben, aber ich glaube, dass jeder zumindest eine Folge gesehen haben sollte, und sei es nur, um zu wissen, was einmal im Fernsehen möglich war und wie absurd, bunt und spaßig Geschichten erzählt werden können. Schauen wir uns das heutige Hollywood-Kino an, scheinen wir das manchmal zu vergessen. Eine Dosis naiver Wahnsinn kann von Zeit zu Zeit nicht schaden und ist vielleicht sogar ganz heilsam für die Seele. Wer noch nicht ganz verstanden hat, was ich mit alldem meine, dem sei der folgende Clip aus der allerersten Folge ans Herz gelegt. Mehr braucht es hoffentlich nicht:

Batman - Clip Dance (English)
Abspielen


In diesem Sinne verneige ich mich vor Batman aka Adam West und Robin aka Burt Ward. Danke für die schönen Stunden. Und nun, zu den Bat-Poles!

Was haltet ihr von Batman?

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